Knigge für Roboter

Knigge für Roboter

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Added by 13. März 2016


 

Roboter lernen soziale Interaktion mit Menschen

 

Kognitionsforscher versuchen zu verstehen, was menschliches Verhalten steuert. Einige unter ihnen, wie Agnieszka Wykowska,wollen damitauch Blaupausen für Ingenieure entwerfen, damit sie Roboter mit menschlichen Verhaltensmustern für den Einsatz im Alltag fit machen können.

 

Link-Empfehlungen der Redaktion zum Thema:

Mit Prof. Wolf Singer spricht Susanne Päch in Physik und Biologie wachsen zusammen über den Stand der Hirnforschung, über die Schwierigkeiten, das europäische Milliarden-Projekt zur Neurowissenschaft auf den Weg zu bekommen und wie sich in einem Forscherleben wissenschaftliche Methoden weiterentwickeln.

Was Hirn und Computer unterscheidet – in dieser Studiosendung stellt Susanne Päch die Arbeiten zu selbstlernenden Robotern und neuronalen Netzen an der Universität Heidelberg vor.

Das Institut für Anthropomatik am KIT in Karlsruhe gehört seit langem zu den Forschungsinstitutionen, die sich mit Robotern für den Alltag befassen. Armar III ist als Küchenhilfe konzipiert. Seine grundsätzliche Funktionsweise und das „Imitations Learning“ erklären wir in unserer Archiv-Sendung Haushaltshilfe der Zukunft.

Jochen Triesch gehört zu jenen Forschern, die sich damit befassen, Robotern Gefühle einzupflanzen. Susanne Päch hat ihn am Institute for Advances Studies besucht und spricht mit ihm über den Stand seiner Forschungen. Hier geht’s zur Wie Babys sehen lernen.

Lerntheorie und die verhaltensgesteuerte Aktivitäten im Gehirn gehören in das Forschungsgebiet des Biophysikers Prof. Leo van Hemmen. In unserer Sendung Neuronales Aktivitätsmuster – die Reportage zum Thema.

 

Mehr Infos zum Inhalt des Videos:

Noch gibt es ihn nicht: den Knigge für Roboter! Doch je weiter die technologische Entwicklung der früher in Isolation arbeitenden Industrieroboter fortschreitet, und es schon absehbar wird, dass sie immer mehr in den Dienstleistungsbereich der Gesellschaft hineinwachsen, desto mehr wird die Mensch-Maschine-Schnittstelle auch ein Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften. Sollen Roboter im Alltag keine Fremdkörper bleiben, dann müssen sie ihre Aufgaben künftig nicht nur präzise erledigen, sondern sich auch an die Gepflogenheiten menschlicher Interaktion anpassen. Wie diese bei Robotern gestaltet werden könnte, ist die Domäne von Verhaltensforschern. Eine von ihnen ist die promovierte Verhaltensforscherin Agnieszka Wykowska. Sie arbeitet am Institut für kognitive Neurowissenschaften an der TU München. Susanne Päch hat sie dort besucht, zeigt den Versuchsaufbau und berichtet über ihre Forschungsziele.

Obwohl das menschliche Verhalten längst noch nicht geklärt, handelt es sich doch, wie Agnieszka Wykowska betont, um Vorgänge des „superkomplexen“ menschlichen Gehirns. Dennoch beginnt sie mit Forschungen zu ergründen, wie sich ein Roboter in der Kommunikation mit Menschen künftig „politisch korrekt“ verhalten muss, um als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft anerkannt zu werden – und unterscht dabei gleichzeitig das menschliche Verhalten. Kurz um, es geht um die Frage: Wie muss sich ein Roboter verhalten, damit ihm sein Gegenüber adäquate Aufmerksamkeit schenkt? Solche Forschungen gehen inzwischen weit über das hinaus, was der Biochemiker und Science-Fiction-Autor Isaac Asimov 1950 mit seinen drei Robotergesetzen formuliert hat. Erstens: Ein Roboter darf kein menschliches Wesen wissentlich verletzen oder durch Untätigkeit gestatten, dass einem menschlichen Wesen wissentlich Schaden zugefügt wird. Zweitens: Ein Roboter muss den ihm von Menschen gegebenen Befehlen gehorchen – es sei denn, ein solcher Befehl würde mit Regel eins kollidieren. Drittens: in Roboter muss seine Existenz beschützen, solange dieser Schutz nicht mit Regel eins oder zwei kollidiert.

Die gebürtige Polin Agnieszka Wykowska arbeitet an der TU München im Institut für kognitive Systeme; sie ist dort derzeit die einzige Sozialwissenschaftlerin unter vielen Ingenieuren, Informatikern und Computerwissenschaftlern, die sich mit der Grundlagenforschung der Robotik befassen. In ihren Verhaltenstests versucht die Kognitionsforscherin die Frage zu ergründen, welche Voraussetzungen bestehen müssen, damit Menschen dem Wesen Roboter die gleiche Aufmerksamkeit schenken wie anderen Menschen. Kommunikatives Verhalten ist von vielen Komponenten geprägt: emotional gesteuerte Mimik und Gestik, die Bewegungen der Augen und deren Blickrichtung – all das spielt eine Rolle, wenn es darum geht, wie wir unser Gegenüber einschätzen und mit ihm kommunizieren. Künftige Roboter sollen alle diese Elemente für die direkte Interaktion mit Menschen einsetzen, im Verhalten eben „menschlich“ werden.

Derzeit ist die Wissenschaft nicht in der Lage, genau zu erklären, wie all diese Komponenten in das kommunikative Verhalten unter Menschen einfließen und das entsteht, was wir „Aufmerksamkeit“ nennen. Dennoch sind solche Forschungen schon für Therapie von Autisten im Einsatz. Noch gibt es keine umfassende Theorie über die genauen Mechanismen dieses veränderten Sozialverhaltens. Es handelt sich jedoch unter anderem um eine Störung der Informationsverarbeitung von Sinneseindrücken. Zu den autistischen Symptomen zählt typischerweise das Gefühl, schnell einem „Informations-Overflow“ ausgesetzt zu sein. Auch in der Kommunikation sind bei diesen Menschen wechselseitiger Gesprächsaustausch, Flexibilität im Sprachausdruck und in der Sprachmelodie sowie in der begleitenden Gestik wenig ausgeprägt. Autistische Menschen mögen also „reduzierte“ Kommunikation und sind im Dialog mit Robotern besonders aufmerksam. Sie fühlen sich aufgrund der noch sehr einfachen Ausdrucksmöglichkeiten von Robotern in der Kommunikation mit diesen besonders wohl. Dank solcher Erkenntnisse können heute schon Roboter für die Therapie der Krankheit eingesetzt werden.

 
Erstsendung: März 2016

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