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Autonomes Fahren – mit funktions-unabhängigem Betriebssystem?
Assistenzsysteme erobern das Fahrzeug. Autonomes Fahren der Zukunft macht das Auto zu einem mobilen Rechenzentrum. Im Projekt RACE wurde für die Bordelektronik eine radikal neue Elektrik-Elektronik-Architektur konzipiert. Die ultimative Frage für den elektronisch gesteuerten Verkehr der Zukunft lautet: Wie viel Intelligenz bleibt künftig im Fahrzeug und wie stark wird es von außen gesteuert?
Link-Empfehlungen der Redaktion zu weiterführenden Informationen:
– unser Bonus-Track auf YouTube: Susanne Päch im Gespräch mit RACE-Projektleiter Dr. Cornel Klein über das revolutionäre Konzept eines einheitlichen Betriebssystems im Fahrzeug – hier
– Talk mit Michael Valentine-Urbschat über das Elektromobil im magischen Dreieck von „Marke, Macht und Markt“ sowie die Bedeutung neuer Player und deren Technologien im Markt – hier
– „Elektrisiert“ ist der Titel des Wirtschaftskrimis von Michael Valentine-Urbschat; der frühere Topmanager in der Automobilindustrie hat seinen Frust über den schleppenden Markt von Elektrofahrzeugen als Anlass genommen, ein literarisches Werk zu verfassen. Er hofft, neuen Zielgruppen verständlich zu machen, welch entscheidende Rolle der Verkehr beim Thema Klimaschutz spielt und dass jeder einzelne dazu einen Beitrag leisten kann. In unserem Bonus-Track talkt Susanne Päch mit ihm zum Thema – hier
Mehr Infos zum Inhalt des Videos:
Im Forschungslabor von Siemens haben IKT-Experten gemeinsam mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie „das Auto als Rechenzentrum“ erfunden. Grundlage ist ein radikal-innovatives „Betriebssystem“ für das autonome Fahrzeug der Zukunft, dessen Herzstück Steuerungseinheiten aus massenhaft gefertigten Chips für die mobile Kommunikation bilden. Eingeflossen sind darin Know How aus der Robotik sowie das Fly-by-wire-Konzept der Luftfahrttechnik. Das Automobil als ultimatives mobiles Device wurde in einen Roding Roadster als Testfahrzeug integriert – zusammen mit einer elektronischen Lenkung sowie zwei von Siemens entwickelten Radnaben-Motoren in den beiden Felgen der Hinterräder. Die RACE-Plattform entstand in einem dreijährigen Projekt, das im Februar 2015 abgeschlossen wurde.
Doch zwischen einem derartigen Forschungsfahrzeug und der Massenfertigung liegt ein weiter Weg – hat das innovative Konzept doch einen großen Nachteil: Es passt nicht in die heutige Entwicklungslandschaft der großen Automobilhersteller. Dort wäre ein großer Umbruch erforderlich, denn heute lassen sich die Automobilhersteller die einzelnen Module der Bordelektronik von unterschiedlichen Zulieferern gekapselt als Hardware-/Software-Komponenten entwickeln. So ist es nicht erstaunlich, dass die etablierte Szene aus Herstellern und Zulieferern dem neuen Konzept noch abwartend gegenübersteht.
Unterdessen arbeitet das von führenden Automobilherstellern und Zulieferern 2003 ins Leben gerufene Konsortium „Autosar“ – es steht für Automotive Open System Architecture – daran, ebenfalls eine von der Hardware entkoppelte Software-Plattform aufzubauen, mit der die unterschiedlichen elektronischen Steuerungseinheiten mit ihren Sensoren und Aktoren im Fahrzeug zumindest teilweise zusammengeführt werden können. Ein von den Komponenten gänzlich entkoppeltes Betriebssystem über der gesamten Architektur lehnt Autosar derzeit noch ab, auch wenn Dr. Cornel Klein, Projektleiter von RACE aus der Siemens-Forschungsabteilung, betont, dass es in der Automobilszene schon Stimmen gibt, die eine derartige Lösung zukünftig für erforderlich halten. Das Konzept würde aber zwangsläufig dazu führen, dass der Hersteller – selbst oder über einen zentralen IT-Lieferanten – ein über alle Serienmodelle hinweg einheitlich konzipiertes Betriebssystem entwickelt. Die großen Zulieferer müssten auf dieser Software ihre Module entwickeln und würden damit die Kontrolle über die heute noch modular aufgebaute Bordelektronik verlieren.
Solche massiven Veränderungen können eigentlich nur von neuen Playern im Markt voran gebracht werden. Das könnte zum Beispiel Google sein, das Unternehmen, das seit Jahren massiv an der Entwicklung des autonomen Fahrens arbeitet und Automobilhersteller künftig zu Karosseriebauern mit Vertriebs- und Marketingkompetenz degradieren könnte. Das Infotainmentsystem von Autos haben sie mit Internetdiensten längst übernommen, sie wollen jedoch von außen immer tiefer in die Mobilitätsfunktionen des Automobils hinein wachsen. Am Horizont taucht die Frage auf: Steuert Google mit einem globalen System künftig auch die Funktionen im Fahrzeug oder wird das Auto von morgen mit einem starken eigenen Betriebssystem fahren und seine Funktionen vor allem intern und lokal regeln?
Siemens denkt in der zweiten Kategorie und setzt dabei auf die neuen Anbieter von Kleinserien im Bereich Elektrofahrzeuge. Mit Produzenten wie Streetscooter hofft der Elektronik-Konzern, das disruptive Konzept fürs autonome Fahren auf die deutschen Straßen zu bringen und in das verlorene Automobilgeschäft wieder einzusteigen. Ein Pilotfahrzeug des E-Mobils wurde im Projekt bereits mit einem ersten Prototyp der RACE-Plattform ausgerüstet und zeigte seine prinzipielle Machbarkeit. Ende 2017 soll ein aus RACE hervorgegangenes Produkt für die Elektromobilität auf den Markt kommen. Dabei hat der Elektronikriese aus München sicherheitshalber auch andere Absatzmärkte mit hoher Sicherheitsanforderung im Blick, in denen Google heute noch keine Aktien im Spiel hat: fahrerlose U-Bahnen, Energiemanagement, Smart Grids … die Welt – bald überall von Betriebssystemen gesteuert!
Erstsendung: Juli 2015
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… wer sich dafür interessiert, wie man ein Auto heute hacken kann, der lese das!
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