Fenster ins Netz
Semantische Suchmaschinen eröffnen TV-Sendern neue Werbemodelle
Das TV-Erlebnis soll sich mit kommenden semantischen Suchmaschinen wie Swoozy ins Netz erweitern. Der Fernseh-Konsument kann per Gestensteuerung aus strukturierten und hochwertigen Datenbanken wie Sender-Mediatheken weiterführende Informationsquellen zu konkreten Inhalten des Programms aus dem Web abrufen. Die Aufbereitung dafür muss künftig in der Redaktion erfolgen.
Link-Empfehlungen der Redaktion zu weiterführenden Informationen:
– mehr über Swoozy, die semantische TV-Suche des DFKI – hier
– Infos zu dem von der EU geförderten Projekt Linked-TV, das einen ähnlichen Ansatz verfolgt – hier
Mehr zum Inhalt des Videos:
Swoozy, ein Projekt des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, kurz DFKI, ist derzeit in ersten, nicht-öffentlichen Tests bei TV-Sendern im Einsatz. HYPERRAUM.TV hatte Gelegenheit, die Funktionalität für eine eigene Produktion zu testen. Die Verknüpfung mit dem Netz findet entweder auf dem Splitscreen des TV-Gerätes statt oder aber – deutlich komfortabler – auf dem Second Screen, einem Tablet. Der Zuschauer kann per Gestensteuerung parallel zum Programm surfen und Informationen abrufen.
Swoozy vereinigt in der Suchmaschine zwei technologische Verfahren. Die Optical Character Recognition, kurz OCR, erlaubt es, Texte automatisch auszulesen, die in Bildinhalten eingeblendet sind – das können Sendetitel sein oder auch eingeblendete Personennamen und Institutionen. Auch Gesichtserkennung – beispielsweise durch den Abgleich mit Fotos in einer Bilddatenbank – ist technisch in gewissen Grenzen möglich. Ergänzt wird die Methode durch die software-gestützte Analyse von Begleitinformationen. Zu jeder Sendung gibt es heute schon unterschiedliche Datenkanäle mit textlichen Zusatzinformationen. Dazu zählen die mit dem TV-Signal ausgestrahlten Texte des Elektronischen Programmführers EPG, die Programmdaten im Teletext, aber ebenso zur Sendung gehörende Untertitel oder zusätzlich hinterlegte Informationen beispielsweise in den Online-Mediatheken von Sendern. Diese dort gefundenen Schlagworte unterstützen Swoozy bei der kontextsensitiven Suche im Netz.
Für den Sender bringt die Aufbereitung fürs Netz jedoch zuerst einmal Mehrkosten: einerseits für die technische Lizenz für die Software, andererseits auch durch den redaktionellen Mehraufwand, der für die Such-Verschlagwortung anfällt. So sind TV-Sender zwar interessiert, zögern aber noch mit der Einführung einer Technologie, die das Programm zum Einfallstor in das World Wide Web werden lässt. Diesen Mehrkosten steht allerdings ein großer Vorteil gegenüber: Der Sender erhält mit solchen Technologien erstmals Kontrolle darüber, was der Zuschauer wann und wie im Netz suchen kann. Bei wachsender Marktdurchdringung wird die Suchfunktionalität auch Raum für neue Werbemodelle bieten: Denn dann kann die Integration von Links in die Ergebnisse solcher vom Sender selbst betriebener Suchmaschinen in Werbe-Erlösmodelle überführt werden.
Erstausstrahlung: Juli 2014
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