Sprühendes Vakuum
Science-Talk: Walter Greiner, superschwere Elemente und die Navigation der Vögel
Science-Talk: Walter Greiner gehört zu den Pionieren der Quantenelektrodynamik. Schon früh faszinierten den theoretischen Physiker die Struktureigenschaften in massereichen Atomkernen. Im Gespräch lässt er erkennen, dass sein forschend-kreatives Potenzial aber weit darüber hinaus reicht.
Link-Empfehlungen der Redaktion zu weiterführenden Informationen:
– mehr über Schwerionenforschung in der GSI – hier
– zur Publikation von Ilia A. Solovyov und Walter Greiner über „Die Navigation von Vögeln und anderen Tieren im Magnetfeld“ – hier
– über den Ortungssinn bei Rotkehlchen – hier
– wie die Navigation von Tauben funktioniert – hier
Mehr zum Inhalt des Videos:
Obwohl Walter Greiner mit seinem Forschungsschwerpunkt der Quantenelektrodynamik zu den theoretischen Physikern gehört, hat er sich immer für den Nachweis der Erkenntnisse durch das Experiment stark gemacht. Als langjähriger Ordinarius für Theoretische Physik an der Frankfurter Universität widmete er sich in den sechziger Jahren zusammen mit Prof. Dr. Erwin Schopper, Proff. Dr. Peter Bix, Prof. Dr. Wilhelm Wlacher und Prof. Dr. Rudolf Bock dem Aufbau der Gesellschaft für Schwerionenforschung in Darmstadt. Hier werden seit dieser Zeit schwere Atomkerne auf extrem hohe Geschwindigkeit beschleunigt. Die beim Zusammenstoß solcher massereichen Kerne frei werdenden gewaltigen Energien helfen nicht nur, theoretische Modelle zu untermauern, als Nebeneffekt produzieren Wissenschaftler in solchen Anlagen für kurze Zeit neue, sogenannte „Superschwere Teilchen“, die in der Natur nicht vorkommen.
Greiner hofft darauf, dass Schwerionen-Experimentatoren in wenigen Jahren sogar „das Vakuum zum Sprühen bringen“, wie er es in dem Gespräch formuliert: es kurzzeitig von einem neutralen in einen geladenen Zustand zu überführen. Die heutige Theorie der Quantenelektrodynamik lässt dies jedenfalls erwarten. Doch Greiner hat sein wissenschaftlich-theoretisches Ideenpotenzial nicht nur in der Quantenphysik angewandt; wichtige Erkenntnisse gelangen ihm auch in Zusammenarbeit mit Biologen zur Navigation von Vögeln. Sie orientieren sich an irdischen Magnetfeldern; wie dieser Prozess physikalisch zu erklären ist, hat Greiner mit Studenten erforscht. Sein neuestes Steckenpferd ist die mathematische Umformung der Allgemeinen Relativitätstheorie. Sie eliminiert aus Einsteins Weltgebäude Singularitäten im Raum-Zeit-Kontinuum . Diese seien, so Greiner, immer ein Indiz für die Unvollkommenheit einer physikalischen Theorie.
Greiner, heute 78 Jahre alt, war sein ganzes Leben auf der Suche nach dem Fundamentalen, nach den großen Fragen in der Wissenschaft. Für den bekennenden Christen ist das gleichzeitig die Suche nach dem Göttlichen in der Natur.
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