Wundermittel Neuro-Enhancer?
Hirnforscher sprechen von einer Phantom-Debatte
Zahlreiche Presseberichte der jüngsten Vergangenheit über frei im Markt käufliche Smart Drugs werfen bei Ethikern die Frage auf, ob der Eingriff des Menschen in die Prozesse des gesunden menschlichen Gehirns zulässig ist. Experten aus der Hirnforschung halten diese Debatte derzeit allerdings für überflüssig, wie ein Hearing in der Akademie für politische Bildung in Tutzing vor kurzem offenbarte. Das Urteil der Fachwelt: Powerpillen zur Effizienzsteigerung des gesunden Hirns wirken bestenfalls als Placebo.
Link-Empfehlungen der Redaktion zu weiterführenden Informationen:
– Interview von HYPERRAUM.TV mit dem Wissenschaftsjournalisten Ulrich Schnabel von der Wochenzeitung „Die Zeit“ – hier
– Download der Publikation „Der pharmakologisch verbesserte Mensch“ vom Büro für Technikfolgenabschätzung – hier
Mehr zum Inhalt des Videos:
Der Biologe Dr. Arnold Sauter vom Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag hat sich in einer umfassenden Studie intensiv mit der angeblich leistungssteigernden Wirkung von Pharmaka befasst. Er fand für die frei im Handel verfügbaren Neuro-Enhancer keinen Wirkungsnachweis. Nur Psychopharmaka, die unter das Arzneimittelgesetz fallen und daher für den medizinischen Einsatz das Rezept eines Arztes erfordern, sind heute wirksam. Der Hirnforscher Prof. Dr. Boris Quednow hält das gesunde Hirn sogar für so gut austariert, dass es durch biochemische Drogen gar nicht verbessert werden kann – und wenn, dann keinesfalls ohne unerwünschte negative Nebeneffekte.
Viel spannender als die Frage nach der tatsächlichen Wirkung von Neuro-Enhancern findet Sauter den Aspekt, dass es in der hochzivilisierten Gesellschaft offensichtlich einen großen Markt für solche Drogen gibt. Die nachweisbare Relevanz des Themas, die sich auch in seiner medialen Präsenz dokumentiert, sei mehr als bedenklich. Der Wunsch nach Neuro-Enhancern sei schon mitten in der modernen Leistungsgesellschaft angekommen. Bestimmte Berufsgruppen zeigten bereits einen deutlichen Hang zur pillengestützten Leistungsoptimierung. Eine großangelegte Studie mit mehreren tausend Befragten soll 2014 als Ergebnis präsentieren, welche Berufsgruppen besonders betroffen sind.
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