Smarte Städte, digitale Dörfer
Die Welt von morgen – schon heute im Realitätscheck
Mit ganz unterschiedlichen Konzepten wird derzeit an vielen Orten die Stadt der Zukunft ausgetestet. Wir zeigen drei ganz unterschiedliche Projekte dieses Reality-Checks im Living Lab: einen gänzlich neu aufgebauten Stadtteil der Zukunft in Wien – Aspern Seestadt -, ein Projekt der „digitalen Dörfer“ in Rheinland-Pfalz und das Urban Office, ein Reallabor in Heidelberg.
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Preise für Innovationen gibt es schon viele. Mit dem European Capital of Innovation Award wurde von der Europäischen Kommission eine Auszeichnung ins Leben gerufen, mit der Carlos Moedas, EU-Kommissar für Forschung, Wissenschaft und Innovation, Konzepte und Ideen für die Stadtplanung von morgen prämiert. 2016 wurde der Preis, der für den Sieger immerhin 950.000 € bereit hält, zum zweiten Mal vergeben; nach Barcelona war dieses Mal Amsterdam der Gewinner – und das von den Niederländern präsentierte Ökosystem, das Bevölkerung, Forschung und Unternehmen im urbanen Raum verbindet. Unter den neun Finalisten diesen Jahres stand auch Wien, die der Donau-Metropole mit ihrem Konzept „Smart City Wien“ ein recht trendiges Flair gibt. Innerhalb dieser Rahmenstrategie wurde auch das Projekt Aspern Seestadt als „Smart Urban District“ entwickelt.
Drei Gebäudekomplexe dieses um einen künstlichen See angelegten neuen Stadtteils auf dem Gelände eines ehemaligen Flugfeldes – ein Wohngebäude, der Kindergarten und das Studentenwohnheim – wurden technologisch mit allem aufgerüstet, was gut und teuer ist: In einem „Living Lab“ sollen mit einem mehrjährigen Forschungsprojekt Effizienztechnologien einschließlich der nötigen digitalen Netzinfrastruktur untersucht und gleichzeitig die neue Rolle des Nutzers als Prosumer – als Verbraucher und Energieproduzent zugleich – forschend ausgelotet werden. Insgesamt fließen von den beteiligten Unternehmen der Aspern Smart City Research acht Millionen Euro in das Projekt, Laufzeit bis 2018 – einschließlich einer Förderung des österreichischen Klima- und Energiefonds in Höhe von 3,7 Millionen.
Schöne neue Welt der digitalisierten Metropolen! Aber wie können da ländlichen Räume mithalten?
Der Anteil der Landbevölkerung in Rheinland-Pfalz ist besonders hoch. Hier lebt die Hälfte der Bürger in Orten mit weniger als siebentausend Einwohnern. „Digitale Dörfer“ erprobt jetzt in zwei Modellregionen, wie sich auch bei niedriger Bevölkerungsdichte Wege in die smarte Zukunft ebnen lassen. Im Mai 2016 wird in den Gemeinden Eisenberg und Betzdorf ein ländliches Zukunftskonzept getestet, das heute in den Großstädten längst gang und gäbe ist: ein Liefer- und Bringdienst, für Produkte und Waren des lokalen Einzelhandels, hier realisiert auf der Grundlage der Nachbarschaftshilfe, denn für die Finanzierung solcher Dienste in bevölkerungsschwachen Gegenden gibt es bis heute keine tragfähige Lösung. In der für Herbst 2016 geplanten zweiten Phase wollen die Projektverantwortlichen des Fraunhofer IESE in Kaiserslautern auch professionelle Kurierdienste – beispielsweise Apothekenservices – in das Konzept mit einbeziehen – im Klartext: Die Projektverantwortlichen suchen nach Lösungen für ein brauchbares Betreibermodell in ländlichen Gegenden.
In Baden-Württemberg sprechen Politiker gern von „Reallaboren“, für die die Landesregierung in den nächsten Jahren fünfzehn Millionen Euro bereitstellt. Eines dieser Projekte, die Zivilgesellschaft, Verwaltungen und Wissenschaft zusammen bringen, ist das Urban Office in Heidelberg. Hier suchen Wissenschaftler unter der Projektleitung von Ulrike Gerhard, Professorin für Stadtgeografie, nach neuen, aber in der Realität fest verankerten Ansätzen einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Dabei geht es im Kern nicht um neue Technologien oder Effizienzsteigerung. An oberster Stelle steht die Entwicklung neuer Methoden für die gesellschaftliche Kommunikation zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen sowie den Bürgern der Stadt.
Erstsendung: Mai 2016
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