Grüne Gene
Talk: Gentechnik-Debatte bringt Pflanzenforschung in Misskredit
Die öffentliche Debatte über Grüne Gentechnik macht den Wissenschaftlern zu schaffen, die die grundlegende Wirkungsweise von pflanzlichen Genen untersuchen. Susanne Päch spricht mit dem früheren Forscher und Industriemanager Dr. Günter Strittmatter über das negative Image der Pflanzenwissenschaft sowie ihre Bedeutung für die Welternährung und die gesamte Agrarindustrie.
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Die Reportage zum Talk – Mehr Nahrung für die Welt – berichtet über die Grundlagenforschung des Exzellenzclusters Ceplas.
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Die grüne Gentechnik hat den Agrarmarkt massiv verändert. Anders als bei klassischen Züchtungen darf gentechnisch verändertes Saatgut nicht mehr zur Erzeugung neuer Sorten weiter verarbeitet werden. Es ist in der Regel patentrechtlich geschützt – und diese Patente liegen heute vorwiegend bei globalen Playern mit hochgerüsteten Forschungslabors. Für die Herstellung und den Vertrieb dieses Saatguts müssen mittelständische Saatgutproduzenten also meist Lizenzen zahlen. Mancher Gegner in der Politik hat bei seinem „Nein“ zur Gentechnik vor allem Wirtschafts-Interessen mittelständischer Züchtungsunternehmen im Blick. Das befeuert die von anderen vorwiegend ideologisch geschürten Ängste der Öffentlichkeit. Bisher wurden in keinem einzigen Fall Gefahren für Umwelt oder Mensch durch den Anbau von gentechnisch optimiertem Saatgut nachgewiesen. Dennoch werden die ökologischen Vorteile gern verschwiegen oder klein geredet, ganz abgesehen von dem Beitrag, den die Grüne Gentechnik für die zumindest langfristig erforderliche Ertragssteigerung zur Ernährung der Menschheit leisten könnte.
Das aus dieser Gemenge-Lage entstandene miese Image der Grünen Gentechnik strahlt hierzulande mittlerweile sogar bis in die Grundlagenforschung aus. Wissenschaftler, die die Wirkungsweise von pflanzlichen Genen untersuchen und dabei häufig auf die Methode der Gentechnik angewiesen sind, fühlen sich in ständigem Rechtfertigungszwang. Zudem klagen sie über mangelnde Forschungsbudgets der öffentlichen Hand im internationalen Forschungswettbewerb.
Günter Strittmatter ist habilitierter Pflanzenwissenschaftler, der nach seiner Forschungstätigkeit viele Jahre bei einem deutschen Saatguthersteller für Forschung und Entwicklung verantwortlich war. Er ist also in beiden dieser Welten verortet. Heute arbeitet er unter anderem als Berater für Ceplas, das einzige deutsche Exzellenz-Cluster in der Pflanzenforschung, an dem neben den Universitäten von Düsseldorf und Köln auch das Forschungszentrum Jülich und das Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung beteiligt sind. Die Ceplas- Verantwortlichen versuchen, genetische Grundlagenforschung möglichst weit von der Gentechnik zu positionieren. Auch Strittmatter wird nicht müde, den Unterschied zwischen grüner Gentechnik und Grundlagenforschung mit genetischen Methoden zu betonen. Susanne Päch hat mit ihm über dieses Spannungsfeld gesprochen, sowie über die Forschungen von Ceplas und die grundlegenden Veränderungen in der Pflanzenbiologie auf dem Weg zur Systembiologie Pflanze.
Erstsendung: März 2016
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