Und sie fliegen doch!
Die unendliche Geschichte um das Ortungsprojekt Galileo
Galileo läutet am Anfang des 21. Jahrhunderts die Neuzeit der satellitengestützten Navigation ein. Hinter uns liegen zwei Jahrzehnte einer unendlichen Geschichte mit oftmals quälendem industriepolitischen Ringen um dieses außergewöhnliche Projekt Europas. Unsere Moderatorin Susanne Päch blickt kommentierend und nicht ohne ironische Seitenblicke auf die leidvolle Geschichte dieses gigantischen Projektes, das mehrmals kurz vor dem Scheitern stand.
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– Zu unserer Reportage über die Funktionsweise von Galileo und der Atomuhren – hier
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Probleme für Galileo entstanden nicht nur durch die horrende Entwicklungssumme von anfangs rund drei Milliarden Euro, die inzwischen auf über 5 Milliarden angeschwollen ist. Es gab auch politische Querschüsse aus Amerika, denn das amerikanische Militär fürchtete um seine Vormachtstellung, sollte Europa ein moderneres Ortungssystemen aufbauen. 2003 schien der Durchbruch erreicht, als sich die Europäische Union mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA quasi in letzter Sekunde darauf verständigte, das Projekt gemeinschaftlich zu finanzieren. Eine Public-Private-Partnership sollte dafür gegründet werden, in Zeiten, in denen die PPP-Idee vielfach propagiert wurde. Doch die PPP für Galileo war eine nicht realisierbare Utopie, 2007 stand Europa erneut vor einem Scherbenhaufen.
Inzwischen wäre allerdings ein Scheitern des Projektes weltpolitisch desaströs gewesen. So musste zuletzt der EU-Agrarsektor mit über 3 Milliarden Euro für den Aufbau des Ortungssystems herhalten. Die restlichen rund zwei Milliarden für das Dreißig-Satelliten-Projekt sind bis heute noch nicht finanziert, aber Galileo fliegt zumindest in einer sogenannten In-Orbit-Validierungsversion – und mit einigen Weltneuheiten an Bord.
© mce mediacomeurope GmbH 2013
Kaum ein anderes Technologieprojekt hat die Rivalitäten zwischen den USA und Europa so deutlich hervortreten lassen: „Galileo“, das Satelliten-Navigationssystem der Alten Welt, wurde gar zur Nemesis des amerikanischen Global Positioning System (GPS) stilisiert. Hat Europa erst einmal seine eigenen Navigationssatelliten im Orbit, so hieß es, könnten die USA nicht mehr damit drohen, ihr GPS einfach abzuschalten. „Galileo“ sollte, anders als das vom Pentagon kontrollierte GPS, ein rein ziviles Projekt sein – und nebenbei die amerikanische Konkurrenz technisch in den Schatten stellen.